NEWS

Marlis Petersen © Yiorgos Mavropoulos
Marlis Petersen © Yiorgos Mavropoulos

23.08.2019

MARLIS PETERSEN ist Artist in Residence in Berlin

Brillant, nuancenreich, schlank – Marlis Petersen verfügt über einen Sopran, mit dem ihr mühelos die Balance zwischen betörendem Gesang und expressivem Ausdruck gelingt. Aus gutem Grund gehört sie zu den führenden Sängerdarstellerinnen unserer Zeit. In den Konzerten der Berliner Philharmoniker war sie bislang nur ein Mal zu Gast, außerdem trat sie in der vergangenen Spielzeit zusammen mit dem Coro e Orchestra Ghislieri in der philharmonischen Konzertreihe Originalklang auf. Im Laufe dieser Saison dürfen wir die Sopranistin als Artist in Residence von ganz unterschiedlichen künstlerischen Seiten kennenlernen.

»Die Residency bei den Berlinern ist für mich eine ganz große Ehre«, sagt Marlis Petersen. »Sie ist gleichzeitig ein musikalischer Dank von Kirill Petrenko an unsere bisherige gemeinsame Arbeit. Das berührt mich sehr.« Wie fruchtbar sich diese Zusammenarbeit gestaltet, zeigt sich u. a. auch darin, dass sie im Juni 2019 an der Bayerischen Staatsoper unter Petrenkos Leitung ihr Rollendebüt als Salome gibt. Damit fügt sie ihren Opernpartien, die von Georg Friedrich Händels Alcina bis hin zu Aribert Reimanns Medea reichen, eine weitere spannende Frauenfigur hinzu. Die Opernsängerin liebt an ihrem Beruf, die Beweggründe ihrer Heldinnen auszuloten, nachzuspüren, warum diese so und nicht anders reagieren.

Von Lulu bis Leonore

Die zentrale Partie ihrer bisherigen Laufbahn war die stimmlich wie mental herausfordernde Lulu von Alban Berg, die ihr den internationalen Durchbruch bescherte und die sie u. a. an der Metropolitan Opera in New York sowie an den Staatsopern in Wien, Hamburg und München sang. Die Psychologie dieser Figur mit all ihren verstörenden Gegensätzen hat sich nach eigener Aussage tief in Marlis Petersen eingegraben und lässt sie bis heute nicht los – auch wenn sie die Partie mittlerweile nicht mehr auf der Opernbühne singt. Dem philharmonischen Publikum zeigt sie beim Saisoneröffnungskonzert als Solistin von Bergs Lulu-Suite noch einmal einige Aspekte dieser Figur. Mit der Suite sowie dem Sopransolo in Ludwig van Beethovens Neunter Symphonie gibt sie ihren Einstand als Artist in Residence.

Während ihrer Residency steht ein weiteres Rollendebüt für die Sopranistin an: die Leonore in Beethovens Oper Fidelio, die als Neuinszenierung unter der Leitung von Kirill Petrenko bei den Osterfestspielen Baden-Baden herauskommt und anschließend konzertant in Berlin aufgeführt wird. Marlis Petersen verkörpert mit der Leonore jene Frau, die in der Operngeschichte zum Sinnbild treuer ehelicher Liebe wurde. Ein etwas altmodisches Rollenbild? »Keineswegs«, meint Marlis Petersen. »Die Leonore ist eine Frau, die ihre Ziele kennt, sich ganz für sie einsetzt und dabei weder Gefahr noch Ängste scheut. Sie ist liebesfähig über Zeit und Raum hinaus und glaubt an sich – und die Liebe! Beethovens Musik durchmisst die Extreme – vom innigsten Gefühl bis hin zur kämpferischen Dramatik. Das verlangt der Interpretin eine große emotionale und gesangliche Bandbreite ab.«

Aus der »Anderswelt«

Daneben umfasst die Residency noch eine Reihe von Kammerkonzerten: Den Auftakt macht ein Liederabend, in dem Marlis Petersen und ihr Klavierbegleiter Camillo Radicke unter dem Motto »Anderswelt « das Publikum mit ausgewählten Liedern von Johannes Brahms, Edvard Grieg, Hugo Wolf, Hans Pfitzner, Alexander Zemlinsky u. a. in die geheimnisvolle Welt der Elfen, Nixen und anderer Waldwesen entführen. Hinzu kommen Auftritte mit den Stipendiaten der Karajan-Akademie und Mitgliedern der Berliner Philharmoniker.

KÜNSTLER_INNEN